Loslassen - die größte Herausforderung deines Lebens!

Loslassen – die größte Herausforderung deines Lebens!

„Du musst loslassen!“ – sagen sie alle zu mir. „Heul´ doch nicht schon wieder!“ wurde mir erklärt.
Ja, ich muss loslassen. Meine Vergangenheit, mein altes Leben. Und da gehört auch dazu, dass ich mich von Menschen verabschieden muss, die mir sehr nahegestanden sind.
So wie meine Oma. Sie hatte ein erfülltes und langes Leben hinter sich. Sie ist 92 Jahre alt geworden. Doch jetzt muss ich mich verabschieden. Jetzt heißt es, stark sein. 

Stark?

Wie kann ich stark sein, wenn ich am Grab meiner Oma stehe und dabei zusehen muss, wie die letzten Reste ihres Körpers in der Erde verbuddelt werden? Wie kann ich stark sein, wenn ich beginne zu realisieren, dass ich einen geliebten Menschen nie wieder in die Arme nehmen darf? Warum in Herrgottsnamen muss ich überhaupt stark sein?
Wo steht denn, dass ich nicht weinen darf? Wo steht, dass ich nicht einen Teller nehmen und am Boden zerdeppern darf, um mit dem Schmerz in mir besser zurecht zu kommen? Wer schreibt denn bitteschön vor, wie ein Mensch trauen darf?  

Ja, bei diesem Thema gehen momentan schnell die Emotionen mit mir durch. Denn es berührt mich in vielerlei Hinsicht. 

Sicher auch, weil ich in den letzten Monaten sehr viel loslassen musste. Ich musste Menschen gehen lassen, Verwandte beerdigen und akzeptieren, dass mein „Baby“ mittlerweile ein pupertierender Teenager ist. Ich musste lernen, dass ich nicht ewig in meinen vier Wänden sitzen und mich auf ein paar Aufträgen ausruhen kann. Nicht wegen dem Verdienst. Viel mehr, weil mich das Ausruhen daran hindert, weiter zu gehen. 

Genauso hindert es uns am Vorwärtskommen, wenn wir zu lange in Trauer verfallen, weil ein geliebter Mensch von uns gegangen ist. Oder wenn ich meinem Baby hinterherweine, weil es mir deutlich und lautstark mitteilt, dass es kein Baby mehr ist. Sondern groß. Und Große wollen auch mehr Freiheit. 

Ich musste lernen, dass ich in meinem eigenen Leben nur weiterkommen kann, wenn ich loslasse! Und da gehört auch der Schmerz dazu, den ich krampfhaft festhalte, um mich nicht mit mir selbst beschäftigen zu müssen.
Doch das ist schwer. Da muss ich stark sein. 

Du brauchst mentale Stärke um resilient zu werden!

Was bedeutet es denn genau, stark zu sein?
Körperliche Stärke kennen wir alle. Sichtbare Muskeln sind ein offensichtliches Zeichen dafür, dass jemand stark ist. 

Hier geht es aber um mentale Stärke. Darum, etwas zu verkraften, ohne dabei zusammen zu brechen. Einen seelischen Schmerz zu verarbeiten und zu akzeptieren, dass das Leben weitergeht. In meinem Fall ist das gerade der Verlust meiner geliebten Oma. 

Aber nicht nur der Tod ist etwas, was wir verarbeiten müssen. Manchmal sind es auch völlig andere Dinge und Situationen, die uns dazu zwingen, stark sein zu müssen. 

Mental stark zu sein bedeutet nicht, dass wir nicht weinen dürfen! Wie oft haben wir gehört, wir sollen uns nicht so anstellen und aufhören zu weinen. 

Ich kenne diesen Satz sehr gut. Vor allem mein Exmann hat ihn oft zu mir gesagt, wenn mich das, was er gesagt oder getan hat, seelisch verletzt hat. 

Ist das aber wirklich der richtige Weg? Ist es tatsächlich so, dass wir Schmerzen besser ertragen können, wenn wir gelernt haben „stark“ zu sein und keine Gefühle zuzulassen? Meine Erfahrung sagt: NEIN, das ist es nicht! Ich war schon immer nahe am Wasser gebaut. Doch mir wurde gelernt, nicht immer alle Gefühle einfach herauszulassen.
Klar, das war auch gut so. Denn vor allem bei Wut ist es gut, wenn wir sie im Zaum halten können. 

Allerdings stelle ich mir immer wieder die Frage, warum ich meine Tränen ebenfalls zurückhalten soll. Warum darf ich meine Trauer, meinen Schmerz nicht einfach zeigen? Wenn wir uns freuen und vor lauter Lachen Tränen kullern, findet daran auch niemand Anstoß. 

Aber weinen, weil uns etwas verletzt hat, dürfen wir nicht? 

Wenn du bisher auch dieser Meinung warst, habe ich eine gute Nachricht für dich: 

MENTALE STÄRKE BEDEUTET, GEFÜHLE ZUZULASSEN! 

Ja, wir dürfen Gefühle zulassen. Und wir sollen es auch. Sprich mal mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten und frag, was besser ist: Gefühle zu unterdrücken oder sie zu zeigen?
Ich behaupte: Nur, wer in der Lage ist, selbst Gefühle zu zeigen und seinen inneren Schmerz auch sichtbar werden zu lassen, ist wirklich stark. 

Woher ich das weiß? Ich habe es ausprobiert! Und seit ich meine Gefühle auch nach außen trage und Menschen es mir ansehen, wenn es mir nicht gut geht, oder ich auch einmal weinen darf wenn mir danach ist, geht es mir um ein Vielfaches besser.

Seit ich gelernt habe, nicht mehr alles hinunter zu schlucken, kann ich meinen Schmerz viel besser und schneller verarbeiten. Denn seit andere Menschen sehen können, wenn es mir nicht gut geht, kommen sie ganz von selbst und nehmen mich auch einmal in den Arm. Zeigen mir, dass sie mit mir fühlen. Und das hilft, die Situation durchstehen zu können. 

Stark sein bedeutet nicht, wie ein Stein dazustehen und ein Pokerface aufzusetzen

Stark sein bedeutet, offen mit anderen Menschen zu sprechen. Es bedeutet, sich nicht zu verstecken. Vor allem aber bedeutet es, sich der Vergangenheit und dem Erlebten zu stellen und trotz der vielen Wunden, die wir in uns tragen, aufrecht durchs Leben zu gehen. 

Du musst dich nämlich gar nicht verstecken, wenn du stark sein willst. Du darfst genau so sein, wie du bist. 

 

Denn Stärke bedeutet authentisch sein und zu unserem Leben und unseren Gefühlen zu stehen. 

 

 

 

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